Anna im Damaraland

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts nennen wir das Tal Twyfelfontein, aber schon seit tausenden von Jahren leben hier Menschen. Vorstellen kann man sich das nur schwer, wenn man seit dem Verlassen von Swakopmund nichts anderes mehr als Sand und Staub vor der Windschutzscheibe sieht, aber ihre Spuren haben sie überall hinterlassen. Ob gemalt oder gekratzt, einige der ältesten Kunstwerke der Menschheit sind im scharlachroten Stein verewigt. Viele Artikel schreiben von Ehrfurcht oder Erstaunen, bei mir kommt jedoch nur ein kleines, warmes Gefühl der Verbindung auf, mit dem Menschen, der vor so langer Zeit sorgfältig die kleinen Gnus und Zebras in den Stein gekratzt hat.  

Näher kamen wir noch kurz davor an die Wüstenelefanten, die am frühen Morgen im Flusstal gesichtet wurden. Dem Sonnenaufgang fahren wir entgegen, aber an das frühe Aufstehen habe ich mich schnell gewöhnt. Das Fluss-Tal bietet den einzigen Tupfen Grün in der Wüste. Das lockt auch die Herde an. Unser Guide konnte uns sogar ein paar Namen nennen, vom jüngsten Kälbchen Mimi bis hin zur Matriarchin der Herde, Big Mama Africa. Sie genießen in aller Ruhe ihre Blätter und Sträucher und lassen sich durch ein paar Autos nicht das Frühstück vermiesen. Die Rückfahrt, Offroad, über Sand und Stein macht auf ihre eigene Weise nochmal Spaß, bevor wir wieder zu unserer Unterkunft, eingebettet im Felsen, zurückkehren. Beim Sonnenuntergang leuchtet die Landschaft ein letztes Mal auf. Das schönste Kunstwerk von allen – zumindest für heute.