Skydive Abel Tasman. Oder: Wie kann man nur so tief fallen?
Mit freundlicher Unterstützung von Skydive Abel Tasman <Enthält Werbung>
Hier nun wie versprochen Kapitel 3: In der Luft im Abel Tasman.
Dass beide von uns was Abenteuersportarten angeht latent einen an der Waffel haben, wissen unsere Familien und Freunde mittlerweile. Somit stand schon lange vor Abflug nach Neuseeland fest, dass wir Fallschirmspringen werden. Hier ging die Diskussion weniger um das ob als um das wo. Denn in Neuseeland gibt es Sprungorte wie Pelzrobben auf Tonga Island.
Zur Qual der Wahl kam, dass Tobi allein springen wollte. Da er eine Sprunglizenz hat, kam ein Tandemsprung für ihn nicht in Frage. Allerdings ist dies nicht an allen Sprungbasen möglich. Weiterhin erschwerend war, dass ich selbst schon am Fox Gletscher gesprungen bin und dieser somit auch raus war. Aber irgendwann kristallisierte sich heraus: Abel Tasman wird es sein! Viele Gründe sprachen dafür:
- Großartige Kulisse.
- Auf der einen Seite die Berge, auf der anderen der Nationalpark und das Meer.
- Sie erlauben Sporting Jumps für Tobi.
Zudem war Skydive Abel Tasman unglaublich schnell und unkompliziert in der Kommunikation und machte zudem, nicht ganz unwichtig wenn man aus mehr als 5.000 Metern Höhe springt, einen hochgradig professionellen und erfahrenen Eindruck. Allerdings ist dies in Neuseeland eher die Regel als die Ausnahme.
Eitelkeit und Fallschirmspringen – passt zusammen wie Feuer und Wasser...
Nämlich gar nicht!
Nach einem kurzen Informationsfilm, der Abfrage nach der Springhöhe und dem gewünschten Bild- bzw. Videomaterial gingen die richtigen Vorbereitungen schließlich los. Tobi hatte seinen quietschorangenen Overall schon an und auch ich bekam nicht nur einen schicken rot-weißen Overall, sondern zu allem Überfluss noch eine fiese old school Mütze aus Leder... Dazu eine Plastikbrille wegen des Windes.
Irgendwie erinnerten wir an einen Sträfling im Hochsicherheitstrakt auf Alcatraz an Seite eines Streifenhörnchen, welches aufgrund falscher Brillenstärke nichts sieht und in einen Farbtopf gefallen ist.
Wer also beim Fallschirmspringen gut aussehen will, der muss mit diesen Unwägbarkeiten irgendwie umgehen. Aber lieber doof aussehen als bei 200 km/h einen Vogel oder die Haare ins Auge zu bekommen.
Wenn nicht nur der Sprung an sich Eindruck hinterlässt.
Los ging es also. Acht Bekloppte plus Pilot auf engstem Raum. Großartig bewegen war ab jetzt nicht mehr drin. Aber auch mutterseelenallein in einem A380 hätte ich wohl kaum mehr als Finger, Zehen und Ohren bewegen können. Denn Dan, mein Tandem Master (so heißen die Menschen, denen man sein Leben anvertraut), hatte sichtlich Spaß daran mich an sich zu ketten. Der Tandem Master sitzt bereits im Flieger direkt hinter einem und schnallt seinen Sprungschützling wortwörtlich an sich fest. Selten rückt einem ein vollkommen Fremder innerhalb derart kurzer Zeit auf die Pelle, aber mir war es Recht.
Abgesehen davon, dass mir zu viele Karabiner lieber waren als zu wenige, hat Dan einen großartigen Job gemacht. Immer wieder fragte er, ob alles ok sei, forderte zu Fotos durch den eigens für meinen Sprung mitgebrachten Camera Flyer auf und zu guter Letzt kam die Sauerstoffmaske dazu. Ab 5.000 Metern Höhe sind die Anbieter verpflichtet, die Springer mit Sauerstoff zu versorgen. Dann mal her mit dem Zeug. Lachgas wäre auch nicht verkehrt gewesen...
Die Landschaft oben war genauso atemberaubend wie der Sprung kurze Zeit später. Wir sahen die Küstenlinie, den wunderschönen Abel Tasman Nationalpark und die Alpen mit schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund!
Dan – der Master of Tandem!
Zuerst sprangen die Sporting Jumper. Das sind die, die keinen Tandem Master benötigen, sondern vollkommen allein aus einem funktionierenden Flugzeug springen. Zu denen gehörte auch Tobi und das ging alles so schnell... zack, weg war er. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, dass auch er einen eigenen Dan gehabt hätte, aber er schien genau zu wissen was er zu tun und zu lassen hat.
Tja, und schließlich war ich mit drei Typen allein in der Maschine: Dan (den ich ab jetzt auch keinen Meter mehr von mir weg gelassen hätte), der Pilot und mein Fotograf. Bei 16.500 Fuß ging die Schiebetür auf, Dan und ich robbten gemeinsam an die Kante und ich spürte einen latenten Drang zur Hyperventilation. Das lag aber eher daran, dass ich während meines ersten Sprungs abartige Ohrenschmerzen hatte, da ich den Druckausgleich vor Absprung vergessen hatte. Hoffentlich passierte das nicht wieder – ca. 100 Mal habe ich an diese fünf Worte gedacht und entsprechend oft gegähnt, geschluckt oder die Nase zugehalten.
Und dann waren wir schon in der Luft. Bäm! Es ist unfassbares Gefühl, wenn der Körper eine Geschwindigkeit von 200 km/h annimmt und 70 Sekunden lang bei dieser Geschwindigkeit der Erde entgegen rast. In dem Moment aber, als ich wahrnahm, dass meine Ohren dieses Mal nicht platzen würden, genoss ich jede Sekunde des Adrenalinrausches.
Immer wieder mal tauchte mein Rasta-Fotograf vor meinem Gesicht auf, fuchtelte in einer Art Gebärdensprache vor Dan und mir rum, war auf einmal wieder weg und über oder unter uns. Es ist vollkommen skurril, welche Körperbeherrschung diese Jungs an den Tag legen, um derart präzise zu fliegen bzw. zu fallen. Respekt!
Leider war es dann auch recht schnell vorbei (Dan konnte zwar steuern, aber Bremsen geht wirklich nur mit dem Schirm). Den zog er dann auch bei ca. 5.000 Fuß, der freie Fall endete abrupt und Frau Freund brach in ein adrenalingeladenes Lachen aus.
Der Gleitflug hinunter in die Landezone wartete noch einmal mit beeindruckenden Aussichten auf, Dan wollte noch ein wenig Karussell fahren und drehte sich immer wieder mal um die eigene Achse.
Unten angekommen setzte dann ein vollkommenes Glücksgefühl ein und am liebsten wäre ich direkt noch einmal gesprungen. Gab aber die Reisekasse nicht her. Denn günstig ist der Spaß nicht, schon gar nicht in Neuseeland.
Also, wer sich schwer damit tut, einen Sprungort auszuwählen: Mit Sicherheit sind die anderen auch superklasse, aber Abel Tasman ist schon etwas ganz Besonderes!
Thank you, so much, Skydive Abel Tasman and my personal hero, Dan, for this unforgettable experience! Doing it again!