Meine Begegnung mit den sanften Riesen
Insidertipps für Uganda von Kamila Pasko
Seit 1994 UNESCO Weltkulturerbe und erst seit 1991 ein Nationalpark, ist der Bwindi Nationalpark vor allem für die nur noch sehr wenigen Berggorillas ein einmaliger Rückzugsraum. Diese Vorabinformation klang zugleich bedrückend, aber auch unheimlich spannend, denn Bwindi bedeutet so viel wie „Der undurchdringliche Wald“. Und das roch nach Abenteuer!
Die Einteilung in Gruppen nach geschätztem Fitnessgrad und der Hinweis, nie näher als sieben Meter an die Gorillas heranzutreten, machten mir zunächst ein wenig weiche Knie. Und dann kam ich tatsächlich in eine Gruppe, die eine relativ scheue und nicht an Menschen gewöhnte Familie besuchen sollte.
Mit einer Kolonne von ca. zehn Leuten brachen wir voller Enthusiasmus auf in die Berge. Nach einstündiger Wanderung bekamen wir dann per Funkspruch den erhofften Hinweis, wo sich „unsere“ Familie befand. Und jetzt kam der abenteuerliche Part:
Wir verließen den sichtbaren Pfad und durchquerten, eher rutschend als wandernd, eine steilhängige Teeplantage. Als wir den undurchdringlichen Waldrand erreichten, überholte uns von hinten ein großes Gorillaweibchen. Scheinbar haben wir uns ohne es zu merken genau zwischen sie und ihr Baby gestellt. Hier blieb mein Herz zum ersten Mal stehen: das Weibchen streifte meine Kamera mit der Hüfte, als wollte es sagen: „Na los, mach das Ding jetzt an“!
Da wir an einem sehr schroffen Abhang standen, wagte niemand, sich zu bewegen. In den Büschen hängend, entdeckten wir nach und nach weitere Mitglieder der Familie in unserer Nähe.
Es war atemberaubend, fast surreal, einfach gigantisch. Leider aber fühlte sich der Silberrücken, das Familienoberhaupt, recht unwohl mit unserem Besuch und forderte seinen Anhang auf, im Dickicht zu verschwinden.
Wir schlitterten also auf unseren Hintern bis zum Waldrand hinterher, als die Ranger unerwartet stehen blieben und ziemlich angespannt zurück schauten.
Plötzlich schoss der Silberrücken brüllend aus dem Wald heraus. Er jagte direkt auf uns zu und machte die unheimlichsten und furchteinflößendsten Drohgebärden, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Da ich in der „ersten Reihe“ stand, ließ ich mich wie ohnmächtig auf den Boden fallen und zog Arme und Beine zusammen. Für einen Moment glaubte ich, mir vor Angst in die Hose gemacht zu haben.
Kurz darauf streckte mir aber schon ein grinsender Ranger die Hand entgegen und sagte beruhigend, dass der Papa wohl keine Lust auf unseren Besuch hätte und wir nun ganz langsam auf allen Vieren wieder zurück schleichen würden…
Ehrfürchtig durch den Regenwald kriechend sahen wir schließlich ein, dass dies natürlich immer noch sehr wilde Tiere sind, deren Territorium man respektieren muss und ließen uns von den anderen Gruppen ihre relaxten Erfahrungen mit anderen Familien berichten.
Insgeheim waren wir nach unserer Verfolgungsjagd aber alle ziemlich stolz und happy. Noch heute überkommt mich eine Gänsehaut, wenn ich an die erhabene Aura dieser einzigartigen Tiere denke…